SWB Mietermagazin 1|24

miteinander 19 Renate Witt, Hedwig Plehm und Rolf Kerpen fühlen sich wohl an der Hinnebecke Seit 60 Jahren Nachbarn „Meine Eltern waren sehr froh, diese Wohnung zu bekommen“, erinnert sich der damals sechsjährige Rolf Kerpen an den Einzug der sechsköpfigen Familie in die Drei-Zimmer-Wohnung. Mit 19 zog er aus, gründete seine eigene Familie, ging ins Ausland und zog nach der Rückkehr mit seiner Frau in die Wohnung der Mutter zurück, die Unterstützung benötigte. Der Vater war 1989 gestorben. Seine Tochter wurde hier ge- boren und wuchs in der Hinnebecke auf. Nachdem die Mutter ins Heim kam, übernahm er die Wohnung. Einzug in den Neubau Hedwig Plehm suchte damals mit ihrem Mann eine Wohnung. Zunächst wohnte die gebürtige Magdeburgerin in der Mausegattstraße beim Schwager. „Aber wir wollten ja auch mal alleine sein“, schmunzelt sie. Sie meldeten sich bei der Stadt und bekamen dort die Nachricht, dass in der Hinnebecke neu gebaut werden würde und sie dort eine Wohnung bekommen könnten. „Immer wieder sind wir hingelaufen und haben geschaut, wie weit sie schon sind“. So gut gefiel ihnen die Zwei-Zimmer-Wohnung, dass ihr Mann schon beim Einzug sagte: „Hier ziehen wir nicht wieder aus.“ Zwei Kinder zogen sie hier groß. Die Eltern schliefen auf einem Schlafsofa im Wohnzimmer, die Söhne teilten sich das Kinderzimmer. Und auch nach dem Tod ihres Mannes 2007 stand ein Auszug für sie nicht zur Debatte. „Wir haben den Einzug nie bereut“, schwärmt Hedwig Plehm. Jeder kannte jeden, man passte gegenseitig auf die Kinder auf, man feierte gemeinsam. Renate Witt hatte 1959 als 19-Jährige geheiratet und noch viereinhalb Jahre, auch nach der Geburt der Tochter, bei den Eltern gewohnt. Nach langer vergeblicher Wohnungssuche bekam die kleine Familie schließlich die Zwei-Zimmer-Wohnung an der Hinnebecke. Später arbeitete Renate Witt 24 Jahre bei Karstadt und ging, ebenso wie ihr Mann, mit 57 Jahren in Rente. Nach vielen Reisen wurde ihr Mann krank, sie pflegte ihn sechs Jahre, bevor er 2020 starb. Die Nachbarschaft haben alle drei immer geschätzt. „Was haben wir damals gefeiert“, erinnert sich Hedwig Plehm. Geburtstage, Hochzeiten unter Nachbarn – einen Grund gab es immer. Und auch wenn sich die Zeiten gewandelt haben – der Zusammenhalt in der Gesellschaft anders ist als früher – steht für alle drei fest: „Hier wollen wir nicht weg.” Am 15. November 1963 war der ersehnte Moment da: Vier Familien zogen an diesem Tag als Erstmieter in das neu erbaute Haus an der Hinnebecke. 60 Jahre sind seither vergangen. Vieles hat sich in den Jahrzehnten verändert, aber etwas ist gleich geblieben: Noch immer wohnen Mitglieder von dreien der vier Familien in diesem Haus: Die beiden Witwen Hedwig Plehm und Renate Witt sowie Rolf Kerpen. Hedwig Plehm (links, 89 Jahre) und Renate Witt (rechts, 84 Jahre) sowie Rolf Kerpen (66 Jahre) wohnen seit 60 Jahren in einem Haus.

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